Netzwerktreffen
Zwischen November 2016 und November 2019 organisierte das Netzwerk wie beantragt sechs Arbeitstreffen in Präsenz an verschiedenen Standorten der Netzwerk-Mitglieder und beleuchtete jeweils eine Thematik des Arbeitsprogramms schwerpunktmäßig. Die Treffen waren so organisiert, dass es neben einem öffentlichen Teil auch einen jeweils internen Teil zur Abstimmung der Netzwerkarbeit und Planung gemeinsamer Publikationen gab. Bei den öffentlichen Teilen wurde neben Gastreferent*innen auch die universitäre Öffentlichkeit des jeweiligen Standorts eingeladen, an dem das Arbeitstreffen stattfand.
Eröffnungstagung
Erstes Netzwerktreffen (Universität Mannheim/ IDS Mannheim, 15.11.2016-17.11.2016, Organisation: Eva Gredel & Ruth M. Mell)
Die Eröffnungstagung (erstes Netzwerktreffen) fand vom 15.11.2016 bis zum 17.11.2016 an der Universität Mannheim sowie am Leibniz-Institut für deutsche Sprache Mannheim (im Folgenden: IDS) mit einem methodischen Schwerpunkt statt. Die Tagungsbeiträge thematisierten die Analyse digitaler Diskurse unter Anwendung digitaler Methoden der Korpuslinguistik bzw. der Digital Methods. Richard Rogers als Gründer und Leiter der Digital Methods Initiative Amsterdam präsentierte Methoden und Anwendungsszenarien aus dem Bereich der „Digital Methods“ (vgl. Rogers 2013). Im Vortrag von Alexander Mehler (Text Technology Lab, Frankfurt) mit dem Thema „Text Imaging Meets Linguistic Networks: Case Studies and Applications“ standen Daten der Online-Enzyklopädie Wikipedia im Mittelpunkt der Präsentation. Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Digitale Diskurse: Aufgaben, Chancen und Hürden“ erörterten Eva Eckkrammer (Universität Mannheim), Ekkehard Felder (Universität Heidelberg), Heidrun Kämper (IDS Mannheim), Angelika Storrer (Universität Mannheim) sowie Harmut Wessler (Universität Mannheim), warum der Untersuchungsgegenstand „Diskurse in digitalen Medien“ für die Forschung und die Öffentlichkeit relevant ist und welche Diskurse in den digitalen Medien aktuell eine hohe Priorität aufweisen. Die Eröffnungstagung selbst fand großen Widerhall in den Medien (vgl. u.a. Deutschlandfunk 2016). Im Rahmen einer Postersession präsentierten die 15 Netzwerk-Mitglieder Konzepte ihrer Fallstudien, mit denen sie sich in das Netzwerk einbrachten. Am zweiten Tag der Eröffnungstagung begrüßte der Direktor Ludwig Eichinger die Wissenschaftler*innen am IDS. Den ersten Vortrag hielt Michael Beißwenger (Universität Duisburg-Essen) zum Thema „Social-Media-Korpora für die Digital Humanities: Anforderungen, Initiativen, Best Practices“. Er ging dabei auf verfügbare Korpora internetbasierter Kommunikation in Europa ein, wie sie etwa im Rahmen des Verbundprojekts CLARIN bereitgestellt wurden (vgl. für eine aktuelle Übersicht Beißwenger & Lüngen 2022). Harald Lüngen, Nils Diewald und Mark Kupietz (IDS, Mannheim) präsentierten in ihrem Beitrag Entwicklungen der Korpusinfrastrukturen am IDS (Lüngen & Kupietz 2020). Die Tagung endete mit dem Vortrag „Discourse Lab – Tools und Ressourcen“ von Marcus Müller (Technische Universität Darmstadt), der in seinem Beitrag das Discourse Lab, eine Lehr- und Forschungsplattform für Diskursanalyse, vorstellte. Die Themen der Eröffnungstagung mit ihrem methodischen bzw. methodologischen Fokus sind im Sprachreport des IDS dokumentiert (Gredel 2017).
Zweites Netzwerktreffen
Schwerpunkt Visualisierung (Universität Zürich, 14.06.2017-16.06.2017, Organisation: Noah Bubenhofer)
Das zweite Netzwerktreffen vom 14.06.2017 bis zum 16.06.2017 an der Universität Zürich stand unter dem Thema „Visualisierung digitaler Diskurse“. Das Rahmenthema wurde aus zweifacher Perspektive beleuchtet: Zum einen war dies „Visualität und Medialität als diskurskonstituierende Elemente“ sowie „Visualisierungen von digitalen Diskursen“. Noah Bubenhofer eröffnete das Netzwerktreffen mit einer Keynote zum Thema visuelle Linguistik und beleuchtete dabei die Relevanz diagrammatischer Operationen für die Darstellung von Analyseergebnissen in der Linguistik (Bubenhofer 2020). In ihrer Keynote unter dem Titel „Das Digitale – Neue Chancen und Herausforderungen für die Soziologie – Big Data aus soziologischer Sicht“ gab Sophie Mützel (Universität Luzern) umfassende Einblicke in ihre Forschung und regte den interdisziplinären Austausch zur Datenerhebung, -analyse und -visualisierung an. Mark Lauersdorf als Leiter des „Linguistics Incubator for Collaborative Digital Research“ (University of Kentucky) fragte in der dritten Keynote „Patterns in the Data, Data in the Patterns: Visual analysis in data-driven language investigation“ nach den Potentialen der Mustererkennung und -darstellung in großen Beständen von Sprachdaten. In der vierten Keynote des Arbeitstreffens stellte Klaus Rothenhäusler (Universität Zürich) unter dem Titel „Crawling von Social Media Content“ innovative Verfahren zu Erhebung von Sprachdaten digitaler Plattformen vor. Das Netzwerktreffen wurde auch durch Input-Vorträge von Netzwerk-Mitgliedern bereichert, die Bezug auf das Rahmenthema des Netzwerks nahmen: Konstanze Marx ging unter dem Titel „Feldforschung 1.0 adé? Scheiden tut weh (und auch nicht not).“ auf Gründe für einen Mixed Methods-Ansatz bei der Erhebung brisanter Daten ein. Thomas Gloning fokussierte in seinem Input-Vortrag auf die kommunikative Nutzung digitaler Kommentierungsvorrichtungen in Blogs und Online-Foren. Eva Gredel betrachtete Chancen und Hürden bei der Visualisierung von Wikipedia-Daten. Simon Meier-Vieracker referierte zu Rekontextualisierung als Forschungsparadigma des Digitalen und Ruth M. Mell fragte nach Grenzen digitaler Diskurse. Janja Polajnar Lenarcic und Tanja Škerlavaj trugen zu Topoi im Bologna-Diskurs als Gegenstand kultur-kontrastiver Diskursanalysen digitalisierter und digitaler Medien vor. Die Input-Vorträge waren Ausgangspunkt zum weiteren Austausch über Verfahren der Erhebung, Analyse und Visualisierung im Rahmen digitaler Diskursanalysen.
Drittes Netzwerktreffen
Schwerpunkt Macht und verbale Gewalt (TU Berlin, 22.02.2018-24.02.2018, Organisation: Konstanze Marx & Simon Meier-Vieracker)
Beim dritten Netzwerktreffen an der Technischen Universität Berlin vom 22.02.2018 bis zum 24.02.2018 stand das Thema Macht und verbale Gewalt in digitalen Diskursen im Fokus. Ausgangspunkt des Treffens war, dass Interaktion auf digitalen Plattformen mit spezifischen Machtkonstellationen und neuen Diskursphänomenen verbaler Gewalt einhergeht (vgl. zu Cybermobbing Marx 2017; zu Shitstorms Marx 2019 sowie zu digitalen Wutreden Meier-Vieracker 2016). Als Gastreferentin griff Miriam Locher (Universität Basel) in ihrer Keynote unter dem Titel „Evidence of relational work online: conflict and agreement“ diese Teilthematik des Netzwerks auf.
Der zweite Teil des Netzwerktreffens war der Abschlusspublikation des Netzwerks gewidmet (vgl. Gredel 2022). Nach Impulsvorträgen der Netzwerk-Mitglieder zu wichtigen Aspekten des Rahmenthemas folgte eine Phase intensiver Gruppenarbeit sowie die konzeptionelle Arbeit an konkreten Gliederungs- und Textentwürfen, die Verständigung über Forschungsstand und Literatur sowie Verteilung der Beiträge zur Abschlusspublikation. Die Arbeit an der Abschlusspublikation wurde in der Folge des dritten Netzwerktreffens bei den internen Teilen aller weiteren Treffen fortgeführt.
Viertes Netzwerktreffen
Schwerpunkt Multimodalität (Universität Bremen, 03.05.2018-05.05.2018, Organisation: Janina Wildfeuer)
Das vierte Netzwerktreffen vom 03.05.2018 bis 05.05.2018 an der Universität Bremen stand im Zeichen der Multimodalität. Multimodalität wurde dabei verstanden als die Eigenschaft kommunikativer Situationen, als Kombinationen unterschiedlichster Formen von Kommunikation wirkungsvoll zu sein und Bedeutung zu konstruieren (Wildfeuer et al. 2020), wobei es um die Integration bzw. Orchestrierung verschiedener semiotischer Ressourcen wie Fotos, Text, Video und Audio auf digitalen Plattformen ging (Bender, Mell & Wildfeuer 2022). Übertragen auf das Analyseobjekt des digitalen Diskurses ist Multimodalität eine Eigenschaft der im jeweiligen Diskurs genutzten Kommunikationsangebote, welche durch Kodierungen und Algorithmisierung in einem spezifischen digitalen Diskursraum ermöglicht wird. Kay O’Halloran (Multimodal Analysis Lab, Singapore und Curtin University, Australien) eröffnete das Treffen mit einem Vortrag zu „Big Data and Digital Discourse“ und stellte darin neue Verfahren vor, die die Multimodalität digitaler Diskurse zentral setzen wie etwa die „Reverse image analysis“. Exemplarisch thematisierte O’Halloran Rekontextualisierungsmuster von Bildern gewalttätiger Extremisten in Online-Medien (O’Halloran et al. 2018). In einem anschließenden Workshop präsentierte sie Tools und Software für multimodale Analysen digitaler Plattformen, die methodisch sowie theoretisch aspektreich sind. Jana Pflaeging adressierte in ihrem Vortrag das Thema „Diachronic Perspectives on Social Interaction through Viral Online Genres“. Mit seiner Keynote u.a. zu verschiedenen Konzeptionen von (Multi-)Modalität (vgl. Bateman, Wildfeuer & Hiippala 2017) leitete Bateman (Universität Bremen) eine Diskussion zur terminologischen Spezifizierungen und Aushandlung analytischer Modelle ein, um die sprachzentrierten Ansätze linguistischer Diskursforschung zu überwinden. Als Gast bereicherte auch Hartmut Stöckl (Universität Salzburg) die Diskussionen zur Multimodalität digitaler Diskurse.
Fünftes Netzwerktreffen
Schwerpunkt Multilingualität (Universität Ljubljana: 27.09.2019-29.09.2018, Organisation: Janja Polajnar)
Für das fünfte Arbeitstreffen mit dem Schwerpunkt „Digitale Diskurse – kontrastive Aspekte“ war das Netzwerk vom 27.09.2019 bis zum 29.09.2018 an der Universität Ljubljana zu Gast. Bei der Analyse aktueller Diskurse – beispielsweise zur europäischen (Des-)Integration, zeigt sich nachdrücklich, dass Diskurse weder kulturell noch hinsichtlich der Akteur*innen, noch in Bezug auf Themen einzelsprachliche Phänomene sind, was die Notwendigkeit kontrastiver Ansätze begründet (Gredel, Kämper, Mell & Polajnar 2018). Insbesondere bei Diskursen ist deutlich, dass Internetnutzer*innen quasi weltweit auf digitale Plattformen zugreifen und in ihren vielen verschiedenen Einzelsprachen zu digitalen Diskursen beitragen (können). Im Netzwerk wurden daher Diskurse als sprachübergreifend und interkulturellkommunikative Phänomen in globalisierten bzw. transnational vernetzten Gesellschaften verstanden. Als Gastreferentin stellte Darja Fišer (Universität Ljubljana) unter dem Titel „The JANES resources, tools and methods for researching Internet Slovene” mit dem JANES-Korpus eine digitale Ressource vor, die internetbasierte Texte des Slowenischen enthält. Neben Tweets sind dies auch Blog- und Wikipedia-Daten (Fišer et al. 2018). Darja Fišer ging als „Director of User Involvement“ von CLARIN ERIC auf Nutzungsszenarien mit Bezug zum Netzwerkthema ein. Waldemar Czachur (Universität Warschau) hielt seinen Vortrag zum Thema „Was vergleichen wir, wenn wir Online-Diskurse vergleichen?“ (Czachur & Dreesen 2019), wobei er theoretische und methodische Grundlagen der linguistisch vergleichenden Diskursanalyse aus reflektierender Sicht fokussierte. Er betonte die steigende Relevanz der Reflexion und den Stellenwert des Vergleichens als kulturelle Praktik und kulturreflektierende Methode, um Erkenntnispotentiale und -einschränkungen für die Diskurslinguistik aufzuzeigen. Das Netzwerktreffen fand in zeitlicher und räumlicher Nähe zu einem trinationalen Treffen der Germanistischen Seminare Mannheim, Ljubljana und Tomsk statt, die jeweils über DAAD-geförderte Institutspartnerschaften (GIP) verbunden sind. Das Netzwerk konnte deshalb zu den Vorträgen mit anschließender Diskussion auch internationale Gäste dieser Institute begrüßen.
Sechstes Netzwerktreffen
Abschlusstagung (Universität Mannheim, 06.11.2019-08.11.2019, Organisation: Eva Gredel)
Die Abschlusstagung (sechstes Arbeitstreffen) fand vom 06.11.2019 bis zum 08.11.2019 an der Universität Mannheim statt. Die Netzwerk-Mitglieder sowie die assoziierten Mitglieder präsentierten im Rahmen dieser Tagung die Ergebnisse ihrer Fallstudien, die sie in die Netzwerkarbeit eingebracht hatten. Ein Tagungsbericht in der Zeitschrift für Diskursforschung dokumentiert die Tagung im Überblick (Mell & Gredel 2021). Nach dem Rückblick von Eva Gredel auf die ersten fünf Arbeitstreffen konnte das Netzwerk Hans-Jürgen Bucher und Katharina Christ (beide Universität Trier) begrüßen. Sie beleuchteten mit Multimodalität und Interaktivität zwei Spezifika digitaler Kommunikation am Beispiel der audiovisuellen Wissenschaftskommunikation auf YouTube (Boyd, Bucher & Christ 2020). Noah Bubenhofer (Universität Zürich) analysierte in seinem Vortrag soziale Medien aus diagrammatischer Perspektive, wobei er die diagrammatische Grundfigur der Liste in sozialen Netzwerken fokussierte (Bubenhofer 2019). Der Beitrag von Michael Bender (TU Darmstadt) nahm dann das kollaborative Annotieren einerseits als kommunikative Alltagspraktik (Tagging in verschiedenen digitalen Umgebungen bzw. Medien) und andererseits als Methode der digitalen (Diskurs-)Linguistik in den Blick (Bender 2020). Ruth M. Mell (TU Darmstadt) fokussierte in ihrem Vortrag das Digitale bei digitalen Diskursanalysen und fragte nach dessen spezifischer Semantik in der wissenschaftlichen Tradition der Diskurslinguistik nach Foucault (Mell & Mahlow 2021).
Der Vortrag von Janine Luth (Universität Heidelberg) zeigte die Wechselwirkung zwischen einem Fachdiskurs im Recht und der gesellschaftlichen Auseinandersetzung in der Social-Media-Kommunikation auf. Als einschlägiges Beispiel diente die Gesetzesöffnung hin zur sogenannten „Ehe für alle“. Friedemann Vogel (Universität Siegen) diskutierte in seinem Beitrag „Authentifizierungspraktiken“, die in den globalen „Schwellendiskurs“ eingebettet sind. Friedemann Vogel rückte dabei die Folgen digital(isiert)er Kommunikation und Diskurse für Praktiken der sozialsemiotischen Identifizierung und Zugangskontrolle in den Blick (Vogel 2022). Konstanze Marx (Universität Greifswald) diskutierte in ihrem Vortrag Beispiele für Situationen, in denen sich die Attitüde, jede kommunikative Aktivität in Sozialen Medien sei gewaltvoll, nicht nur kontraproduktiv für den Diskurs auswirkt, sondern auch dazu beiträgt, Hate Speech zu verharmlosen. Simon Meier-Vieracker (TU Dresden) zeigte in seinem Vortrag, dass Transfergerüchte im Bereich des Profifußballs und insbesondere die Verbreitung und Diskussion dieser Gerüchte im Internet einen theoretisch und empirisch ertragreichen Gegenstand für digitale Diskursanalysen darstellen.
Im Anschluss stellte Thomas Gloning (Universität Gießen) die Frage nach dem Zusammenspiel „traditioneller“ und digitaler Kommunikationsangebote in thematisch orientierten Diskursen (Gloning 2022). Am Beispiel der Kölner Silvesternacht referierte er zur Entstehung hybrid strukturierter Diskurse, deren Komponenten teilweise „digital born“, teilweise aber auch in traditionellen Medien veröffentlicht werden und dann zusätzlich in den digitalen Verfügungsraum einmünden und zum Teil ähnliche Eigenschaften wie „traditionelle“ Diskurse aufweisen. Lena Fölsche und Christian Pentzold (beide Universität Leipzig) ermittelten anhand journalistischer und anderer netzöffentlicher Kommunikate Positionen und Problemfelder im Diskurs zum Einsatz datenbasierter Wahlkampfmethoden in der US-Präsidentschaftswahl 2016, zur Wahl des britischen Unterhauses 2017 sowie zur Bundestagswahl 2017 (Fölsche & Pentzold 2019). Die Tagung beschloss Fabian Klinker (TU Dresden). Er stellte eine Fallstudie zu Macht und Konflikt am Beispiel der Ereignisse rund um die medial viel beachtete Messerattacke in Chemnitz 2018 vor (Klinker & Obert 2019). Dabei zeigte er, dass die populistischen Meinungsmagazine durch wiederkehrende Grundmotive eine reduzierte Akteurskonstellation und durch affektive sprachliche Vermittlung ein stringenteres Narrativ als die Leitmedien entwickeln und damit auch explizit den agonalen Wettstreit um die Auslegung der Wahrheit forcieren.
Panel beim GAL-Kongress 2018
Symposiums unter dem Titel „Öffentliche Diskurse in digitalen Medien“
Beim Jubiläumskongress 2018 der Gesellschaft für Angewandte Linguistik (GAL e.V.) mit dem Rahmenthema „Sprachen – Kommunikation – Öffentlichkeit“ konnte sich das Netzwerk erfolgreich in einem kompetitiven Verfahren um die Ausrichtung eines Symposiums unter dem Titel „Öffentliche Diskurse in digitalen Medien“ bewerben. Neben ethischen und rechtlichen Aspekten der Analyse digitaler Diskurse ging es auch um deren multimodale sowie multilinguale Verfasstheit in den Beiträgen des Symposiums. Konstanze Marx griff in ihrem Vortrag ethische Aspekte der Internetlinguistik und insbesondere der Analyse digitaler Diskurse in ihrem Vortrag auf. Sie fragte danach, inwieweit die in anderen Disziplinen (z.B. in der Kommunikationswissenschaft) ausformulierten ethischen Richtlinien für eine Ethik der linguistischen Internetforschung fruchtbar gemacht werden können (Luth, Marx & Pentzold 2022). Daniel Knuchel (Universität Zürich) und Janine Luth (Universität Heidelberg) adressierten rechtliche Aspekte bei der korpuslinguistischen Erhebung und Analyse digitaler Sprach- und Bilddaten am Beispiel von Facebook und Instagram. Debatten um den fragwürdigen Einsatz visueller Informationen in Werbeanzeigen oder auf Titelblättern von (Online-)Zeitungen aufgrund der mangelnden Reflexion von Bedeutungsmöglichkeiten der Bilder nahm Janina Wildfeuer als Ausgangspunkt ihres Vortrags. Sie beleuchtete diese Problematik aus einer linguistischen und multimodal-analytischen Perspektive und stellte Überlegungen zu genau diesen Bedeutungsmöglichkeiten und ihre systematischen Erfassung an. Gredel perspektivierte die Wikipedia als einzigartige Ressource zur Analyse digitaler Identitätskonstruktion, wobei multimodale und interaktive Aspekte der Sprach- und Bilddaten auf den Benutzerseiten sowie Benutzerdiskussionsseiten eine wichtige Rolle spielen. Auf theoretischer Ebene plädierte sie für eine Integration diskurs- und interaktionsanalytischer Ansätze (Gredel 2017), um die diskursive Dimension der Selbst- und Fremdpositionierung von Wikipedia-Autor*innen adäquat analysieren zu können. Auf methodischer Ebene erprobte sie die Methode „Screencast Documentary“ (Rogers 2017). Simon Meier-Vieracker referierte zu Diskursformationen und Diskursdynamiken politischer Meinungskonflikte in YouTube-Kommentarbereichen. Im Vortrag präsentierte er eine Kombination aus korpus- und interaktionslinguistischen Methoden und ging auf Dynamiken in Sequenzen von Replies und Gegenreplies ein (Meier-Vieracker 2019). In ihrem Beitrag nahmen Michael Bender und Ruth M. Mell (beide TU Darmstadt) Annotation als Form digitaler Diskurse am Beispiel von studentischen Annotationsprojekten in den Blick. Christian Pentzold und Lena Fölsche stellten im letzten Vortrag Projektergebnisse zur diskursiven Verhandlung von Big Data in politischen Kampagnen im Ländervergleich Deutschland, Großbritannien und USA vor.
CLARIN-D
Jahrestreffen 2017 und 2018 der CLARIN-FAG 1 (14.12.2017 & 15.12.2018, Organisation: Thomas Gloning und Eva Gredel)
Eine enge Kooperation des Netzwerks bestand mit der fachspezifischen Arbeitsgruppe „Deutsche Philologie“ (F-AG 1) des BMBF-Verbundprojekts CLARIN-D unter der Leitung von Thomas Gloning. Das Verbundprojekt CLARIN-D unterstützte die Forschung in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften durch die Bereitstellung von Services zum Auffinden von deutschen Sprachdaten, zur Analyse von geschriebenem und gesprochenem Text und zur langfristigen Verfügbarmachung und Bereitstellung von Korpora und Forschungsergebnissen. In den Jahren 2017 und 2018 richtete das Netzwerk die Jahrestreffen der F-AG aus. Nach der Begrüßung beim ersten Treffen am 14.12.2017 durch Thomas Gloning und einer Vorstellung des Netzwerks durch Eva Gredel folgten Beiträge zu Formen von internetbasierter Kommunikation, Fallbeispiele und Überlegungen zu Korpusinfrastrukturen von Henning Lobin, Noah Bubenhofer sowie Simon Meier-Vieracker unter besonderer Berücksichtigung diskurslinguistischer Fragestellungen. Das Jahrestreffen 2018 am 15.12.2018 an der Universität Mannheim bereicherte Simon Meier-Vieracker mit einem Vortrag zu „Fußballlinguistik-Korpora und -werkzeuge“. Eva Gredel präsentierte Ergebnisse einer Korpusstudie zu plattformspezifischen Wortbildungsprodukten. Für eine größere Fachöffentlichkeit sowie Doktorand*innen und Studierende bereiteten Netzwerkmitglieder Nutzungsszenarien über Videos auf, die über den YouTube-Kanal von CLARIN veröffentlicht wurden.